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Danilo Petrucci: von der MotoGP zur Dakar und darüber hinaus

Danilo Petrucci: von der MotoGP zur Dakar und darüber hinaus
Egal, was passiertDie Karriere von Danilo Petrucci ist eine ziemliche Achterbahnfahrt gewesen. Der 31-jährige Italiener und langjährige #revitrider hat innerhalb von nur 47 Tagen einen emotionalen Abschied von seiner Zeit in der MotoGP genommen und ein bizarres Renndebüt bei der Rallye Dakar gegeben. Diese verblüffende Wendung der Ereignisse erforderte ein ausführliches Interview mit ihm. Wir haben uns mit ihm zusammengesetzt, als er zum ersten Mal das neue REV'IT! Hauptquartier besuchte.
REV’IT!: Weg mit der einteiligen Lederkombi, hin zur Offroad-Ausrüstung. In nur wenigen Wochen bist du in eine völlig neue Welt eingetaucht. Wie bist du auf die Idee gekommen, an der Rallye Dakar teilzunehmen, besonders wenn man bedenkt, dass du gerade erst die Saison in der MotoGP beendet hattest?

Danilo: "Die Rallye-Pläne wurden erst im letzten August finalisiert, nachdem ich KTM gegenüber erwähnt hatte, dass ich eines Tages bei der Dakar mitfahren möchte. Das war etwas, wovon ich schon immer geträumt hatte, aber ehrlich gesagt hätte ich mir nie vorstellen können, so schnell daran teilzunehmen. Rückblickend denke ich, dass das Timing nicht besser hätte sein können."

"Ich hatte genug von dem ständigen Druck, dem man in der MotoGP ausgesetzt ist. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, Spaß am Motorradfahren zu haben, und ich glaubte, dass ich den bei der Dakar wiederfinden könnte. Aber natürlich wusste ich, dass es eine Herausforderung sein würde, mit so wenig Zeit zwischen dem Ende der MotoGP-Saison und dem Start der Dakar Rallye."

Du sagst, du hast schon immer davon geträumt, die Dakar zu fahren. Woher kommt dieser Traum?

"Das habe ich meinem Vater zu verdanken. Er arbeitete früher im Grand-Prix-Zirkus als LKW-Fahrer für das Team Pileri – das Team, für das Loris Capirossi früher Rennen fuhr. Er brachte immer VHS-Kassetten mit nach Hause, wenn er von den Rennwochenenden zurückkam. Heutzutage schenken Eltern ihren Kindern ein Handy, aber ich bekam einen Videorecorder, um diese Kassetten anzusehen! Als ich vier Jahre alt war, hatte ich herausgefunden, wie der Recorder funktionierte, und ich sah mir oft Videos von den Grand Prix an. Gelegentlich waren auch Aufnahmen von der Dakar dabei, die mein Interesse weckten. Später arbeitete mein Vater für KTM, als das Unternehmen in der Straßen-WM startete."

"KTM war bereits ein großer Name im Motocross und natürlich auch bei der Rallye Dakar. Zu dieser Zeit bekam ich nach Loris Capirossi einen neuen Helden, Fabrizio Meoni. Ich habe zu Hause immer noch ein Poster von ihm an der Wand. Er war ein Spitzenfahrer bei der Rallye Dakar, hat sie sogar zweimal gewonnen! Mein Vater kannte ihn sehr gut, und sie sind ein paar Mal zusammen ins Gelände gefahren. Ich habe Meoni zwar einmal getroffen, aber leider hatte ich nie die Gelegenheit, selbst mit ihm zu fahren. Ich war damals erst zwölf und hatte noch keinen Führerschein, also habe ich mich auf Motocross beschränkt."

Du hattest also schon einige Offroad-Erfahrung, aber du warst sicher selbst von deiner Leistung bei der Rallye Dakar überrascht.

"Es war sehr schwierig für mich, einzuschätzen, wie hart die Rallye Dakar tatsächlich sein würde. Ich hatte natürlich die Geschichten gehört, aber diese Geschichten erzählen nicht einmal die halbe Wahrheit. Nachdem ich es selbst erlebt habe, weiß ich jetzt, wie zermürbend es wirklich ist. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht erwartet, dass es so extrem sein würde. Drei oder vier Tage im Gelände zu fahren ist okay, aber zwei ganze Wochen... Das ist absolut erdrückend."

"Verglichen mit der Rallye Dakar ist ein MotoGP-Rennen eher ein Sprint. Was die Ergebnisse angeht, wusste ich auch nicht, was ich erwarten sollte. Ich meine, ich hatte vor der Dakar nur eine einzige Rallye bestritten. Also habe ich mich mit dem Team zusammengesetzt und versucht, mir ein vernünftiges Ziel für die Veranstaltung zu setzen. Wir beschlossen, dass ich mit einer Platzierung unter den ersten dreißig glücklich sein sollte. Ich hätte nie gedacht, dass ich es unter die ersten Zehn schaffe. Geschweige denn, eine Etappe zu gewinnen."

"Wir beschlossen, dass ich mit einer Platzierung unter den ersten dreißig glücklich sein sollte. Ich hätte nie gedacht, dass ich es unter die ersten Zehn schaffe. Geschweige denn, eine Etappe zu gewinnen."

Wann hast du gemerkt, dass du vielleicht doch ein paar richtig gute Ergebnisse erzielen kannst?

"Am ich gleich zweiten Tag 13. wurde, wusste ich, dass das daran lag, dass viele Top-Fahrer einen großen Fehler beim Navigieren gemacht hatten – etwa acht von ihnen. Mir war also klar, dass es schwierig werden würde, regelmäßig unter die ersten Zehn zu kommen, denn unter normalen Umständen wäre ich auch hinter diesen Jungs ins Ziel gekommen. Und dann blieb am nächsten Tag meine KTM mit einem elektrischen Problem liegen. Es fühlte sich an, als hätte ich jede Chance auf ein gutes Ergebnis verloren. Das war eine riesige Enttäuschung. Das änderte sich komplett, als ich hörte, dass ich bis dahin tatsächlich um das Podium gekämpft hatte. Das hat mein Selbstvertrauen sehr gestärkt."

"Schon auf den ersten Etappen hatte ich gemerkt, dass ich auf bestimmten Strecken gut zurechtkomme, zum Beispiel auf den schnellen, felsigen Ebenen. Auf diesen Abschnitten ist man fast ständig im vierten, fünften oder sechsten Gang unterwegs. So war die Etappe an dem Tag, an dem ich schließlich Dritter wurde. Vom zwanzigsten Platz aus gestartet, habe ich viele Fahrer überholt. Es fühlte sich fast an wie ein MotoGP-Rennen. Da die Rallye-Prüfung sehr schnell war, mussten wir relativ früh unseren ersten Tankstopp einlegen. Einer der Offiziellen kam auf mich zu. „Nummer 1“, sagte er. Ich antwortete: „Nein, meine Startnummer ist 90.“ Aber er meinte, ich sei auf dem ersten Platz. Ich konnte es nicht glauben. Zumindest nicht, bis er mir das Klassement zeigte. Es ist schade, dass ich am Ende eine Zeitstrafe bekommen habe, aber für mich war es einfach cool, so ganz vorne mitfahren zu können."

Bis zum nächsten Tag, an dem du der erste Fahrer in der Geschichte wurdest, der sowohl in der MotoGP-Rennen als auch eine Dakar-Etappe erringen konnte.

"Genau. Das war verrückt! In meinem ersten Jahr bei der Dakar, ohne wirkliche Erfahrung im Rallyesport, ohne ernsthafte Vorbereitungen, habe ich es gerade so geschafft, einen Etappensieg zu holen."

"Viele Fahrer nehmen jahrelang an der Rallye Dakar teil und gewinnen nicht eine einzige Etappe. Was danach passierte, war einfach abgedreht. Jeder wollte mit mir reden, nachdem ich gewonnen hatte, also war ich oft im Bild. Es war so schön, wieder so eine positive Energie zu spüren."

Dabei sah es einen Moment lang so aus, als könntest du gar nicht an der diesjährigen Dakar teilnehmen.

"Das war in der Tat sehr knapp. Es begann damit, dass ich mir in der Vorbereitung eine Knöchelverletzung zugezogen hatte. Zwanzig Tage vor dem Start konnte ich kaum noch stehen, geschweige denn Motorrad fahren. Ich wollte ausprobieren, wie sich der Knöchel beim Shake Down kurz vor dem eigentlichen Start der Dakar verhält. Ich musste vorsichtig damit umgehen, aber ich wusste, dass mich die Verletzung zumindest nicht für die Rallye ausschließen würde. Ein paar Minuten später war alles wieder ganz anders."

"Als ich zu unserem Truck zurückkam, sagte mir das Team, dass ich positiv auf Corona getestet worden war. Ich konnte es nicht glauben. Aber ich wusste auch, dass ich Ruhe bewahren musste – das Spiel war noch nicht vorbei. Ich ging so schnell wie möglich zum Biwak, um einen weiteren Test durchführen zu lassen. Dann musste ich mich isolieren, und da fängt man natürlich an zu grübeln. Es fühlte sich wirklich wie ein Albtraum an, aber zum Glück habe ich die gute Nachricht früh genug erhalten."

Du bist durch deine MotoGP-Zeit an hohe Geschwindigkeiten gewöhnt. Glaubst du, dass du aufgrund deiner Erfahrung in der MotoGP in der Hinsicht einen Vorteil hast?

"Das stimmt, Geschwindigkeit war kein Thema. Andere Fahrer haben mir gegenüber erwähnt, dass sie meine Schnelligkeit bemerkt haben. Meine Balance auf dem Motorrad und meine schnellen Reflexe waren auch von großem Nutzen. Das sind alles Fähigkeiten und Qualitäten, die ich mir in der MotoGP angeeignet habe."

Und was kannst du auf jeden Fall noch verbessern?

"Das wäre auf jeden Fall das Navigieren, ganz klar. Ich weiß noch, als wir in Dubai in der Wüste trainierten. Das war das erste Mal, dass ich ein Roadbook benutzt habe, und es war eine Vollkatastrophe. Ich hatte mich total verfahren, die Sonne war schon untergegangen, und es stellte sich heraus, dass ich noch über 100 Kilometer von Dubai entfernt war. Ich war wirklich den Tränen nahe. Da wusste ich, dass ich eindeutig etwas falsch gemacht hatte."

"Aber ich hatte auch das Glück, unglaublich hilfsbereite Teamkollegen zu haben. Sam Sunderland und Toby Price beantworteten alle meine Fragen - und ich hatte so viele. Sie halfen mir, die ganze Navigation in den Griff zu bekommen. Am Ende hatte ich also verstanden, was es braucht, um bei der Rallye Dakar zu navigieren, aber natürlich gibt es in diesem Bereich noch so viel zu lernen."

Die MotoGP und die Rallye Dakar sind zwei völlig unterschiedliche Arten von Motorradrennsport. Wie würdest du die beiden vergleichen?

"Die Dakar ist eine völlig andere Welt. Man kann die Atmosphäre im Biwak nicht wirklich mit der im GP-Paddock vergleichen. Ich liebe das MotoGP-Fahrerlager wirklich, aber bei der Rallye Dakar gibt es ein so starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Es ist, als ob wir alle zusammen das gleiche Abenteuer erleben würde. Auch der Aufbau des Rennens ist ein großer Unterschied. Es ist so schwierig, das zu beurteilen. In der MotoGP fährt man immer mit 100 Prozent, aber bei der Dakar ist das einfach nicht möglich."

"Nicht nur, weil man tagelang auf dem Motorrad sitzt, sondern auch wegen der ständigen Gefahr. Ein Sturz bei nur 20 km/h kann hier schon große Auswirkungen haben. Es gibt keinen Spielraum für Fehler, überhaupt keinen. Aber einen perfekten Tag gibt es bei der Dakar auch nicht. Wenn man mehrere hundert Kilometer unterwegs ist, macht man zwangsläufig irgendwo einen Fehler. Da ist es schon ein ziemlicher Kampf, das Gefühl der Angst zu unterdrücken. Deshalb bin ich mir noch nicht so sicher, ob ich ganz auf Rallye-Einsätze umsteigen soll."

"Deshalb bin ich mir noch nicht so sicher, ob ich ganz auf Rallye-Einsätze umsteigen soll."

Photo by @mcavadini
Du hast erwähnt, dass du den Druck in der MotoGP satt hattest und jetzt hast du bei Warhorse HSBK Racing Ducati unterschrieben, um in der MotoAmerica-Meisterschaft zu fahren. Bewegt dich der von dir erwähnte Druck dazu, in den USA Rennen zu fahren?

"Ich hatte eine lange und sehr schöne Karriere in der MotoGP, aber in letzter Zeit hat es mir nicht mehr so viel Spaß gemacht wie früher. MotoGP macht wirklich nur Laune, wenn man um das Podium kämpfen kann. Dieser neue Schritt kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich brauchte etwas ganz anderes, um eine gute Balance zwischen Leistung und Vergnügen zu finden."

 

"Bei der Rallye Dakar hatte ich das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, und hoffentlich wird es bei den MotoAmerica-Rennen genauso sein. Es ist schwer zu sagen, aber ich bin glücklich, diese Herausforderung anzunehmen. Ich wollte unbedingt herausfinden, wie Amerika ist – ich hatte schon immer eine Schwäche für dieses Land."

Du blickst auf eine erfolgreiche Rallye Dakar zurück und konzentrierst dich nun auf den MotoAmerica-Sport. Glaubst du, in Zukunft beides miteinander verbinden zu können?

"Ich bin mir nicht sicher, um ehrlich zu sein. Da ist das Problem, mit zwei verschiedenen Herstellern zu arbeiten, KTM und Ducati. Das war eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich je treffen musste, denn natürlich war KTM nicht glücklich darüber, dass ich mit Ducati in Amerika Rennen fahre. Als ich zu KTM kam, habe ich ihnen gesagt, dass ich nicht die Absicht habe, die Marke jemals zu verlassen. Aber dann waren wir nicht mehr immer einer Meinung und die Kommunikation verlief nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte."

"Ich wollte nicht ohne Motorrad dastehen, also habe ich mich letztendlich für das entschieden, was für mich am besten ist. Es war hauptsächlich ein Kommunikationsfehler, wir verstehen uns immer noch sehr gut. Jetzt geht es nur noch darum, herauszufinden, wie es weitergeht. Ich gehe einen Schritt nach dem anderen, aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich wieder an der Dakar teilnehmen möchte. Diesmal am liebsten mit einer besseren Vorbereitung, wie zum Beispiel die Rallye du Maroc im Vorfeld."

Photo by @mcavadini
Letztlich hast du sich als vielversprechendes multidisziplinäres Talent erwiesen und bist in die USA gezogen... Wann können wir also mit deinem Debüt im Flat Track oder Supercross rechnen?

(lacht) "Ich habe mein neues Team eigentlich schon gefragt, ob ich irgendwann mal ein Offroad-Event in Amerika machen kann. Cross-Country ist dort sehr beliebt, also wer weiß? Ich würde es gerne ausprobieren, aber das hängt natürlich von meinem Rennkalender ab."

"Tatsächlich habe ich zu Hause ein Flat-Track-Bike, aber das habe ich schon lange nicht mehr angefasst. Trotzdem würde ich das gerne in Amerika ausprobieren. Es gibt einfach so viel, was ich tun möchte, und ich freue mich schon darauf, alles Mögliche zu fahren."

Die menschliche Seite von REV'IT!

Nachdem Danilo Petrucci (31) jahrelang auf die Ausrüstung von REV'IT! vertraut hat, um sich zu schützen, hat er eine starke Bindung zur Marke aufgebaut. Jetzt geht es in eine weitere gemeinsame Saison, die mit seinem beeindruckenden Debüt bei der Rallye Dakar bereits erfolgreich begonnen hat. „REV'IT! war die erste Marke, die wirklich an mich glaubte, als ich 2015 zu Ducati wechselte. Seitdem hat sich unsere Bindung nur noch verstärkt, aber es gibt zwei Dinge, die unsere Beziehung besonders auszeichnen. Zum einen muss sich ein Fahrer sicher und geborgen fühlen, und genau das ist es, was ich bei REV'IT! empfinde.

Aber für mich ist auch die menschliche Seite der Dinge ein unglaublich wichtiger Teil davon. Das ist etwas, was REV'IT! wirklich auszeichnet. Der Endverbraucher sieht und spürt nur die Qualität der Produkte, aber ich kann auch mit den Leuten von REV'IT! zusammenarbeiten und aus erster Hand erfahren, wie viel Leidenschaft in ihrer Arbeit steckt. Es herrscht ein starker gegenseitiger Respekt – man spürt ihn wirklich. Das macht für mich den großen Unterschied aus. Das war auch so, als ich an der Rallye Dakar teilnahm. Sie haben sich sofort an die Arbeit gemacht, um mir zu helfen, es zu schaffen. Ich bin sehr glücklich und wirklich stolz darauf, der erste REV'IT! Fahrer zu sein, der an der Rallye Dakar teilgenommen hat.

Mehr Danilo?

Wir werden Danilo noch einmal im leuchtend roten REV'IT! Rennleder sehen, wenn er sein amerikanisches Abenteuer in der MotoAmerica mit Ducati beginnt. Erfahre mehr über Danilo und seine Zeit als Rennfahrer für die berühmte italienische Marke, die ihm seine größten Erfolge im Rennsport bescherte.